Der Schweizer Velohandel wurde in den letzten Monaten durch die Corona-Krise tüchtig durcheinander gewirbelt. Nach extrem anspruchsvollen Wochen, in denen unzählige Spielregeln des Markts übereinander geworfen wurden, beruhigt sich die Lage nun langsam wieder. Und es stellt sich die Frage, wie es weitergehen wird. – Ein Essay zum Marktbulletin 2020
Der Velohandel vor Corona – war da was? Seit Mitte Mai geht in der Schweizer Velobranche das Tagesgeschäft durch die Decke. Handel, Importeure und Hersteller sind bis aufs Äusserste gefordert, der Nachfrage einigermassen gerecht zu werden. Neben dem akuten Druck des Tagesgeschäfts geht leicht vergessen, was davor war und was danach kommen wird.
Viele Fragen blieben offen
Was kommen wird, lässt sich unter den aktuellen Vorzeichen nur schwer abschätzen. Zu viele Faktoren spielen mit hinein: Wird es eine zweite Welle der Corona-Pandemie geben? Wie schnell erholt sich die Wirtschaft vom Lockdown? Wie wird sich die Mobilität längerfristig unter den Eindrücken der Pandemie wandeln? Wann ist die Marktsättigung erreicht? Und nicht zuletzt: Wie wird das Wetter in den verbleibenden Monaten des Jahres 2020 und während der Saison 2021 ausfallen? Und mit welchen Innovationen werden die Hersteller ihre potenziellen Kunden künftig zum Kauf eines Velos oder Elektrovelos bewegen wollen?
Die Velowerkstatt findet sich nun plötzlich offiziell auf Augenhöhe mit Autogaragen, Lebensmittelgeschäften und Drogerien wieder.
Einige Dinge scheinen aber bereits gesichert. Dazu gehört, dass der Velohandel anders aus der Corona-Pandemie herauskommen wird als er reingegangen ist. Als gesichert kann angenommen werden, dass der Lockdown das Bewusstsein für den Stellenwert der Werkstatt geschärft hat. Es kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, dass Veloreparaturen als systemrelevant gelten. Denn die Velowerkstatt findet sich nun plötzlich offiziell anerkannt auf Augenhöhe mit Autogaragen, Lebensmittel-Geschäften und Drogerien wieder. Plötzlich wurde sie höher eingeschätzt als beispielsweise Buchläden, Physiotherapeuten oder Coiffeursalons.
Als gesichert kann auch angenommen werden, dass die Digitalisierung nun auch für den klassischen stationären Fachhandel ein Thema ist. Durch den Lockdown wurden vielen Geschäften bewusst, wie wichtig für sie das digitale Schaufenster ist, um Kunden bei der Stange zu behalten, während ihr Laden geschlossen ist. Sie haben verstanden, dass ausführliche Informationen zum Sortiment online gefragt sind, und zwar nicht nur während dem Lockdown, sondern auch ausserhalb ihrer regulären Öffnungszeiten. Wer während der letzten Monate sein Geschäft digitalisiert hat, wird sicher nicht mehr zum früheren Stand zurückkehren.
Selbst wenn eine weitere Welle der Corona-Pandemie über das Land ziehen sollte, wird die Gesellschaft anders damit umgehen als im Frühjahr 2020 und entsprechend wird sie auch das Thema Velo anders gewichten.
2020 wird sich nicht wiederholen
Was auch mit grosser Sicherheit vorausgesagt werden kann, ist dass sich die Nachfrage nicht gleich weiter entwickeln wird. 2021 werden sich die zahlreichen Besonderheiten des laufenden Jahres kaum wiederholen. Selbst wenn eine weitere Welle der Corona-Pandemie über das Land ziehen sollte, wird die Gesellschaft anders damit umgehen als im Frühjahr 2020 und entsprechend wird sie auch das Thema Velo anders gewichten. Im wahrscheinlicheren Fall wird sich die Lage normalisieren und in der Folge auch werden einige übliche Regeln von Velomarkt und Nachfrage wieder gelten. Um darauf vorbereitet zu sein, lohnt sich die Erinnerung an 2019. Sehr wahrscheinlich wird auch dieser Blick nicht dem gerecht werden, was die Velobranche im nächsten Jahr erwartet. Als Richtgrösse für die nähere Zukunft dient die Saison 2019 dem Velohandel aber alleweil mehr als das in allen Belangen aussergewöhnliche aktuelle Jahr.
Marktbulletin bietet Übersicht
Einen Überblick zum Schweizer Velomarkt in der Zeit vor Corona und während den letzten Monaten bietet das Marktbulletin 2020. Die alljährliche Studie zum wirtschaftlichen Erfolg des Schweizer Velohandels zieht auf Basis offizieller Statistiken des Bundes eine Schlussbilanz zur Saison 2019. Es zeigt auf, wie sich der Markt bei Velos und Elektrovelos sowie in den Bereichen Zubehör/Ersatzteile und Werkstatt entwickelt hat. Das Marktbulletin bietet zudem eine Übersicht über die aktuellen Entwicklungen von Einzelhandel offline und online, im Grosshandel und in der Produktion von Velos und Elektrovelos in der Schweiz. Diese aktuelle Marktstudie kann ab sofort digital oder gedruckt bei dynaMot bezogen werden.
Alle Infos und Bestellmöglichkeiten zum Marktbulletin Velohandel Schweiz 2020 finden sich in der Rubrik Marktforschung auf dieser Website.