Markt 2018: Veloboom ist anders

Soeben ist das „Marktbulletin Velohandel Schweiz 2019“ erschienen, und es bescheinigt der hiesigen Velobranche Rekordzahlen für die Saison 2018. Das ist erfreulich, aber nachhaltig ist dieser Erfolg nicht. Damit wir langfristig vom Boom des Elektrovelos profitieren können, muss die Velobranche nun in ihre Zukunft investieren.

Die Saison 2018 kann mit gutem Recht als historisch für den Schweizer Velohandel bezeichnet werden: Zum ersten Mal erzeugten Elektrovelos mehr Umsatz als motorlose Velos. Dank diesem satten Plus konnte der Schweizer Velohandel erstmals mehr Umsatz erzielen als der Schweizer Sporthandel.  Der Wandel von der Velobranche zur Elektrovelobranche hat damit eine bedeutende Hürde genommen. Stückzahlenmässig hinkt das E-Bike dem „Bio-Bike“ ohne Tretunterstützung noch deutlich hinterher. Für Hersteller und Handel ist das aber von geringerer Bedeutung als das finanzielle Marktvolumen.

Es gibt berechtigte Argumente, diese Entwicklung nicht zu mögen. Auch Brancheninsider dürfen es sich herausnehmen, dass sie persönlich diesem Wandel gegenüber skeptisch sind. Sie müssen sich einfach der wirtschaftlichen Konsequenz dieser Haltung bewusst sein und sich damit anfreunden, dass sie sich damit auf eine Nischenposition zubewegen. Wer im mehrheitsfähigen Velohandel vorne mitmischen will, sollte das Elektrovelo nicht nur dulden, sondern umarmen. Die kritischen Stimmen sollen deswegen nicht verstummen, denn sie helfen mit, beim aktuellen Elektrovelo-Boom die Bodenhaftung nicht zu verlieren.

Zielgruppe wächst kaum

Bei aller Euphorie über den aktuellen Erfolg des Elektrovelos darf nämlich eins nicht vergessen werden: Wir sprechen zwar 2018 über einen Elektrovelo-Boom, nicht aber über einen Veloboom. Dass in einem Jahr mit so velofreundlichem Wetter wie dem letzten der gesamte Fahrzeugabsatz nur um 1,3 % anstieg, ist eigentlich eine eher beunruhigende Botschaft. Die Zielgruppe der Veloindustrie hat zwar deutlich mehr Geld ausgegeben, ist aber nur unwesentlich grösser geworden. Für ein nachhaltiges Wachstum der Velobranche wäre aber genau das notwendig.

Im Sinne einer langfristigen Geschäftsstrategie tut die Schweizer Velobranche also gut daran, dies zu berücksichtigen. Sie sollte die Erträge aus dem Erfolgsjahr 2018 nun so investieren, dass sie mit ihren Produkten zusätzliche Kunden gewinnen kann. Möglich ist das, indem sie Produkte anbietet, die noch besser den Bedürfnissen möglicher Neukunden entsprechen. Möglich ist das aber auch, indem sie mit dazu beiträgt, die Rahmenbedingungen für Velos und Elektrovelos zu verbessern. In den grösseren Städten der Schweiz zeichnet sich langsam ab, wie mit gezielten Fördermassnahmen die Velonutzung gesteigert werden kann. Nun gilt es, diese Strategien landesweit umzusetzen. Damit kann das Velo auch dort wieder gewinnen, wo es zuletzt eher an Bedeutung verlor.

Voraussetzungen sind günstig

Das Elektrovelo kann dabei ein Türöffner sein, denn es kann den Wechsel vom Gaspedal zum Tretpedal vereinfachen. Die zusammengefassten Marktzahlen im „Marktbulletin Velohandel Schweiz 2019“ sind eines von verschiedenen Werkzeugen, das dazu dienen kann, die wachsende Bedeutung des Elektrovelos zu erfassen und darauf als Velobranche und als Veloverkehrsförderer zu reagieren.

Das Marktbulletin Velohandel Schweiz 2019“ erscheint am 10. Mai. Es beinhaltet die wichtigsten Kennzahlen zum Schweizer Velohandel und Elektrovelohandel im Jahr 2018. Die Studie kann ab sofort beim Herausgeber dynaMot bestellt werden.

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