Die jüngsten Branchenzahlen zeigen, dass der Höhenflug im Velomarkt vorerst ausgebremst ist. Wie geht es nun weiter? – Eine Analyse im Zusammenspiel mit dem jüngsten Marktbulletin Velohandel Schweiz.
Je weiter die Rekordjahre 2020 und 2021 im Schweizer Velomarkt zurückliegen, desto mehr wird klar, wie aussergewöhnlich der Erfolg während der Covid-Pandemie war. Zwei Saisons später ist der Velohandel wieder dort, wo er vor dem grossen Nachfrageschub war. Genau dort? Naja, nicht ganz. Umsatz und Nachfrage bewegen sich zwar wieder auf bekanntem Niveau. Daneben ist der Geschäftsalltag immer noch viel herausfordernder als in den Jahren bis 2019. Der Nachfrageboom und die daraus entstandenen Turbulenzen in den Lieferketten bereiteten der Velobranche 2023 noch viel Kopfschmerzen. Quasi der Kater nach der Party.
Das Geschäft läuft weiter
Anders als bei einem berauschenden Fest am Wochenende mit Freuden hilft der Velobranche nun kein Aspirin gegen den Kater. Sie hat auch keine Zeit, um die Nachwehen auszukurieren. Das Geschäft geht weiter, the show must go on. Auch Jammern nützt nichts. Der Kunde ist der letzte, der das hören will. Aus Mitleid hat noch selten jemand ein Velo gekauft. Und der Geschäftspartner war an der Party auch mit dabei, ihn plagen dieselben Kopfschmerzen.
Es bleibt der Branche daher nichts weiter übrig, als sich zu sammeln und aufzuräumen. Denn nach der spektakulären Party gibt es viel zu tun. Natürlich gilt es, die unmittelbaren Folgen zu bewältigen. Im Falle der Velobranche heisst das, die Lager zu bereinigen und die Lieferketten zu stabilisieren. Darüber hinaus gilt es auch, den Umgang der Partygäste miteinander zu hinterfragen. Im Rausch wurden manche überheblich, und mit dem Kater im Kopf anschliessend viele sehr selbstbezogen.
Welchen Umgang wollen wir?
Soll das der Ton sein, in dem wir künftig den Arbeitsalltag gemeinsam bestreiten, oder orientieren wir uns an einem anderen Umgang, welcher der neuen Wirklichkeit angebrachter ist? Und wir sollten uns darauf besinnen, was wir aus der Party gelernt haben. Haben wir neue Freunde kennengelernt? Haben uns alte Bekannte enttäuscht? Welche Rezepte haben so gut eingeschlagen, dass wir sie auch im Alltag weiterverwenden können? Welche Moves fanden keinen Applaus? Und ganz wichtig: Was können wir bei der nächsten Party tun, damit der Kater danach etwas weniger heftig ausfällt?
Lernen für den nächsten Aufschwung
Denn auch wenn es im Moment vielleicht schwerfällt, an ein neues grosses Fest zu denken: Die Chancen sind so schlecht nicht, dass wir in der Velobranche wieder gemeinsam feiern können. Im ganzen Land wird die Mobilitätswende vorangetrieben und die Infrastruktur für Velofahrende verbessert. Nicht schnell, aber gründlich. Und es ist unterdessen gut mit unzähligen Beispielen im In- und im Ausland abgesichert, dass dies die Velonutzung erhöht. Und das wiederum kurbelt die die Nachfrage nach Produkten und Leistungen der Velobranche an. Dieser Trend zeigte bereits vor der Pandemie aufwärts. Und es spricht vieles dafür, dass die Velobranche mittelfristig wieder auf diesen Kurs zurückkehren wird.
Vielleicht wird die nächste Party für die Velobrache nicht so überraschend steigen wie die letzte, und wahrscheinlich wird sie auch nicht so spektakulär sein. Aber muss das denn sein, damit sie gelingt? Vielleicht ist es auch ganz gut, wenn das Fest nicht so überbordet. Denn seien wir ehrlich: Der Grosserfolg kostete auch schon viel zu viel Energie und Nerven, als er noch anhielt. Wenn es das nächste Mal eine Branchenparty gibt, wird diese hoffentlich kräfteschonender sein. Und dann wird auch weniger Geschirr zerschlagen und wir stossen weniger andere Partygäste vor den Kopf. Und der Kater ist hoffentlich dann auch nicht mehr so gross, wenn die Feier wieder abklingen sollte.
Wissen, wie der Velohandel tickt
Wo steht die Schweizer Velobranche aktuell? Wie gross sind die Herausforderungen? Das Marktbulletin Velohandel Schweiz 2024 gibt einen Überblick über den Erfolg der Schweizer Velobranche in der Saison 2023. Zudem zieht es eine Zwischenbilanz zum laufenden Jahr. Die Marktstudie ist ab sofort hier erhältlich.